Gewisse Typen rauben mir tatsächlich den letzten Nerv

Gar nicht so einfach zu beschreiben, wie schwer ich mich tue, mit Menschen arbeiten zu müssen, die unglaublich beeindruckend und inspirierend reden, aber wenig(er) umsetzen. Aber ich will es versuchen.

Solche Menschen kosten mich Kraft, weil sie Dinge versprechen und sich dann einfach nicht daran halten. Zumindest in meiner Einschätzung. Warum versprechen sie Dinge, die sie nicht halten? Warum sagen sie nicht gleich nein, statt einem Plan zuzustimmen, den sie dann nicht einhalten? Und wenn man sie dann darauf anspricht, haben sie tatsächlich tausend Gründe, warum sie ganz sicher nicht schuld sind, sondern man selber. Und am Ende der Konfrontation kommt als i-Tüpfelchen: „Das war ja gar nicht ausgemacht.“, „Jetzt chill doch mal.“ „Was bist denn so aggressiv?“ Spätestens dann muss ich sehr tief atmen.

Mini Mes im Stress wären mir tatsächlich lieber

Ich bin ehrlich. Am liebsten würde ich diese Art von Menschen bei der Zusammenarbeit einfach vermeiden. Aber das ist eine vollkommene Illusion. Ich scheine solche Menschen förmlich anzuziehen.

Es gab tatsächlich einige Strategien, die ich in der Vergangenheit ausprobiert habe, um mit solchen Menschen im Stress besser klarzukommen, denn ohne Druck und Termine war die Kommunikation bereichernd und harmonisch. Aber unter Druck, mit einem konkreten Zeitplan kam es zu Spannungen und Differenzen.

Was habe ich also alles ausprobiert? Endlose (sinnlose) Diskussionen, ignorieren, Listen für das Gegenüber schreiben, kontrollieren, flüchten, übermäßig anpassen, die Aufgaben einfach selber erledigen, zu versuchen das Gegenüber zu verändern. Leider keine einzige Strategie, die nachhaltig erfolgreich beim Weiterkommen und Lösen von Herausforderungen war. Vor allem erlangte ich die Erkenntnis: den anderen Menschen verändern, wenn der gar nicht will, funktioniert ganz sicher nicht.

Und nur mit Mini-Mes zusammen zu arbeiten – das wurde mir auch sehr bald klar – schien auch nicht zielführend zu sein, da ich ja ehrlich bin: diese Menschen, die so anders ticken, haben eben auch Stärken, die ich vielleicht selber nicht so stark abdecke.

Der Kollege nervt – Dilemma im Arbeitsalltag

Was hat das also alles mit Organisationen zu tun? Tja, wenn es zwischen Kollegen menschelt, geht Energie verloren. Denn, wenn Menschen, die bei einer Aufgabe zusammenarbeiten sollen und müssen, Schwierigkeiten bei der Kollaboration und dem Einhalten von Spielregeln haben, halten Streit und Chaos Einzug. Damit sind enorme Kosten vorprogrammiert. Diese Art von Reibungsverlusten kostet nicht nur Zeit und Nerven sondern vor allem Geld. Und auch wenn diese Kosten nicht gemessen werden, verhindern sie ganz sicher Produktivität und erfolgreiche bzw. zeitgerechte Projekterfüllung. Und am Ende dieser Kette stehen dann meist Schuldzuweisungen, die das eigentliche Problem sicher nicht lösen.

Diversität fördert Kreativität

Hat auch keiner behauptet, dass es leicht ist mit Menschen zusammen zu arbeiten, die im Stress anders ticken. Diversität in der Zusammenarbeit fördert zwar Kreativität, kann im Alltag aber ziemlich nervig und kräftezerrend sein. Denn übertrieben ausgedrückt: die einen auf jedem Kirtag, flexibel und gut im Kontakte knüpfen und die anderen brillant planend, analysierend und Aufgaben-bezogen, geben ein kongeniales Duo ab, aber nur, wenn sie lernen, effektiver miteinander umzugehen. Denn für kreative Lösungen und Umsetzungen braucht es unterschiedliche Stärken und Fähigkeiten! Also nicht entweder oder, sondern sowohl als auch.

Die einzige Möglichkeit, diesen Endlosschleifen und dem Ärger zu entkommen, war anzuhalten und mein Verhalten und meine Art der Kommunikation zu überdenken. Ja, in meiner Traumwelt wollen alle was verbessern, aber nicht immer ist jeder im Team bereit, am gleichen Strang zu ziehen.

Mir würde also nichts anderes überbleiben, als zu lernen, warum mir bestimmte Verhaltensweisen so fremd sind. Zu erkennen, wie manche Menschen anders ticken und zu erlernen wie ich damit effektiver umgehen kann. Wie ich bei Anschuldigungen resilient und gelassen bleibe und dennoch um wichtige Themen kämpfe. Das war der Start für die Entwicklung des Stresstypen-Guide.

Stresstypen-Guide

Wie also besser weiterkommen?

Im Grunde recht simpel. Denn wo ein Wille da ein Weg, das ist natürlich die Voraussetzung für optimalen Fortschritt. Hier die Schritte, die helfen – wie das Experimentieren aus dem letzten Jahrzehnt gezeigt hat:

  1. Selber Verantwortung am Problem übernehmen, nach dem Motto: die Reibungsverluste haben vielleicht auch was mit mir zu tun.
  2. Mit dem Stresstypen-Guide überlegen, wie das Gegenüber meiner Meinung nach im Stress tickt, wenn mir das Verhalten fremd ist und mich nervt.
  3. Die Dos und Don’ts in der Kommunikation und im Umgang mit dieser Stresstypologie mit dem Stresstypen-Guide lernen.
  4. Auf das Gegenüber zugehen und sich trauen, zu experimentieren und das Gelernte auszuprobieren, also die Komfortzone verlassen und Neues ausprobieren.
  5. Die Fortschritte ernten.

Denn wie ein Sprichwort sagt:
„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“

Warum also das Zusammenarbeiten schwerer machen, als notwendig? Warum nicht Unterstützung nutzen, die vorhanden ist, um in der Sache zu deeskalieren, weiterzukommen und Erfolge zu feiern?

Wir nutzen diesen Guide auch selber in der Zusammenarbeit mit Anderen – privat und beruflich – und in vielen unserer Coachings und Workshops. Und das Wissen von Tigern, Arbeitsbienen, Delphinen und Schildkröten hat uns und vielen Menschen schon geholfen. Ich kann mit Menschen, die andere Stärken als ich habe, nun besser zusammenarbeiten (auch wenn es zeitweise anstrengend ist 😊). Und die meisten Menschen entarten nicht in Extremen, sondern sind beim richtigen Umgang mit ihnen durchaus bereichernde Teamkollegen.

Hier geht es also zu den Do’s und Don’ts vom Stresstypen-Guide:

Autorenprofil

Dr. Gabriele Lang ist Geschäftsführerin der UP‘N‘CHANGE GmbH, einem Lösungsanbieter für digitale Lern- & Entwicklungsprodukte. Die Gründerin eines der einflussreichsten österreichischen Beratungs-Start-ups (EU Startup News, 2024) entwickelt mit ihrem Team digitale und hybride Lösungsansätze, um Menschen und Organisationen in ihrer Entwicklung zu unterstützen und zukunftsfit zu machen. Die Visionärin und promovierte Psychologin sieht in der Begleitung durch digitale Formate eine nachhaltige Möglichkeit, emotionale Skills zu stärken und damit Resilienz, Kollaboration und Kreativität zu steigern.